Wusstest du, dass das Schreiben nicht unbedingt damit beginnt, die ersten Worte zu tippen? Vielmehr beginnt ein Schreibprojekt schon viel früher – und zwar mit der Planung. Wie du deine Schreibprojekte richtig planen kannst und was du dabei berücksichtigen solltest, zeige ich dir in diesem Artikel.
Hallo, ich bin Pia Franziska Kraus und bin unter PFK Texte als Texterin und Schreibcoach tätig. Als zertifizierte Schreibberaterin darf ich Schreibenden und Schreibinteressierten immer wieder dabei helfen, ihre Projekte endlich anzugehen oder zu vollenden – sei es in individuellen Schreibberatungen oder Gruppenworkshops.
Kennst du das: Du hast eine grandiose Idee für eine Geschichte und würdest sie am liebsten sofort zu Papier bringen. Doch wenn du dich hinsetzt und mit dem Schreiben beginnst, merkst du mit der Zeit, dass es gar nicht so einfach ist, dein Schreibprojekt so umzusetzen, wie du es dir vorgestellt hast.
Oder aber du schreibst schon seit Wochen oder Monaten an deiner Story und bemerkst plötzlich, dass sich ein riesengroßes Plot-Loch auftut. Deine Geschichte ist nicht mehr stimmig und weist eine Logiklücke nach der anderen auf.
Weißt du, was dann häufig passiert? Man verliert die Lust am Schreiben. Selbst mir – und ich schreibe nun wirklich 5-6 Tage die Woche mindestens 6 Stunden täglich – geht es hin und wieder so. Aber es gibt eine Lösung:
Du solltest dein Schreibprojekt vorab gründlich planen.
Wenn du Zeit in die Planung deines Schreibprojektes investierst, bevor du mit dem Schreiben startest, kann dir das dabei helfen…
…effektiv mit dem Schreiben zu beginnen.
…während des Schreibens am Ball zu bleiben.
…dein Schreibprojekt zu beenden.
…mit dem Ergebnis zufrieden zu sein.
Es bringt viele Vorteile mit sich, ein Schreibprojekt zu planen. Doch wie plant man richtig? Welche Bestandteile solltest du nicht außer Acht lassen? Und welche Tools, Techniken und Übungen helfen dir dabei? Ich habe dir die 3 besten Tipps herausgesucht.
Für jedes Projekt – ob Schreibprojekt oder etwas anderes – sind klare Ziele das A und O. Immerhin gilt: ohne Ziele keine Planung. Stelle dir daher folgende Fragen:
Tatsächlich sind meine Ziele als Texterin, als die ich Texte für meine Kunden schreibe, anders als meine Ziele, wenn ich eine Kurzgeschichte schreibe, und wieder anders als die Ziele, die ich verfolge, wenn ich Artikel für meinen Blog (wie diesen hier) schreibe.
Wenn du deiner Schreibmotivation für ein Projekt auf den Grund gehst, wirkst du damit effektiv Motivationstiefs entgegen. Gründe für das Schreiben sind vielfältig. Vielleicht hast du eine wichtige Nachricht, von der du überzeugt bist, dass sie die Welt erreichen muss. Womöglich willst du damit auch Geld verdienen oder Bekanntheit erlangen.
Je nachdem, für wen du schreiben möchtest, ist eine andere Sprache nötig. Immerhin schreibst du Texte, die vorwiegend von CEOs und Entscheidungsträgern in Unternehmen gelesen werden, anders als Texte, die sich an Teenager richten, die sich für Romantasy interessieren. Auch die Inhalte variieren je nach Zielgruppe. Du verstehst den Gedanken dahinter, oder?
Nicht immer hat man bereits im Kopf, wie eine Geschichte oder ein Blogbeitrag enden wird. Gibt es eine bestimmte Message, die transportiert werden soll? Oder hast du das Ende deines Romans bereits im Kopf? Notiere dir gleich zu Beginn alles, was dir dazu einfällt.
Eine Übung, die dir dabei helfen kann, dir selbst darüber klar zu werden, welche Ziele du verfolgst, ist „Der Brief an einen Unbekannten“. Das Prinzip dieser Schreibübung besteht darin, einen Brief an eine Person zu schreiben, die gar nichts von deinem Schreibprojekt weiß. Du möchtest sie in diesem Brief eingehend darüber informieren und alles so erklären, dass sie es selbst ohne Vorkenntnisse versteht. Du musst den Brief selbstverständlich nicht abschicken.
Bevor du mit dem Schreiben beginnst, ist es wichtig, zu wissen, was du überhaupt schreiben möchtest. Selbstverständlich gibt es auch Schreibtypen, bei denen gar nicht so klar sein muss, worum es gehen soll, ehe man mit dem Schreibprojekt beginnt. Allerdings birgt gerade das große Gefahren, was Logiklücken, Motivationstiefs und weitere Schreibschwierigkeiten betrifft.
Schenke der inhaltlichen Planung deines Schreibprojekts somit ausreichend Zeit. Immerhin möchtest du sicher nicht auf halber Strecke merken, dass du dich inhaltlich verstrickt oder verloren hast.
Die inhaltliche Planung ist (je nach Schreibprojekt) der umfangreichste Schritt vor dem Schreiben. Immerhin müssen folgende Faktoren berücksichtigt werden:
Im ersten Schritt lohnt es sich, einfach spontane Einfälle in Stichpunkten zu notieren. So erhältst du zumindest schon einmal eine Sammlung an Gedanken zu deinem Schreibprojekt in schriftlicher Form. Damit kannst du im weiteren Verlauf viel besser arbeiten als dann, wenn die Einfälle „nur“ in deinem Kopf vorhanden sind.
Ich bin ein großer Freund der Schreibtechnik „Kartenlegen“. Dabei notierst du dir Begriffe, Themen, Charaktermerkmale (bei der Charaktergestaltung) oder sogar einzelne Szenen auf Karteikarten – es gehen auch Klebezettel. In der Folge kannst du diese Karten immer wieder umstellen, entfernen oder neue hinzufügen, um dein Schreibprojekt visuell zu planen.
Hier siehst du, wie eine Planung deines Schreibprojekts mithilfe von Klebezetteln aussehen kann. (Natürlich ist das erst der Anfang.)
Weitere Techniken, die du für die inhaltliche Planung deines Schreibprojektes verwenden kannst, sind Cluster und Mind-Maps. Dazu muss ich vermutlich nicht viel sagen: Bei einem Cluster schaffst du Assoziationsketten und bei einer Mind-Map sammelst du auf anschauliche Weise Ideen.
Hier kannst du mir dabei zusehen, wie ich eine Mind-Map zur Charaktergestaltung erstelle. Ich notiere alles, was mir für die Texterstellung wichtig ist und ordne Merkmale direkt in Kategorien ein.
Neben der inhaltlichen Planung spielt die Zeitplanung eine essenzielle Rolle. Wann wirst du dir die Zeit nehmen, deine Pläne in die Tat umzusetzen? Bis wann soll dein Schreibprojekt abgeschlossen sein? Gibt es vielleicht sogar eine Deadline, die es einzuhalten gilt? All das sind wichtige Fragen, die sich (fast) jeder Schreibende früher oder später einmal stellt oder stellen sollte.
Ich empfehle in der Regel eine feste Schreibroutine. Denn nur dann, wenn du dir fixe Termine machst, wirst du auch wirklich kontinuierlich an deinem Schreibprojekt arbeiten. Betrachte deine festen Schreibzeiten als Termine, die genauso wichtig sind wie dein Termin beim Zahnarzt oder Friseur – hier würdest du schließlich auch nicht einfach absagen, weil du gerade keine Lust hast oder lieber prokrastinierst.
Du kannst dir beispielsweise vornehmen, jeden Freitagnachmittag für zwei Stunden zu schreiben oder sonntags einen Schreibnachmittag einzulegen – so, wie es für dich individuell am besten passt.
Übrigens ist genau dieser Aspekt auch Inhalt meines Workbooks „Mit dem Schreiben beginnen“, das du einfach über Amazon kaufen kannst:
Somit geht es bei der Zeitplanung deines Schreibprojekts auch viel um die Priorisierung des Schreibens. Betrachte es als etwas Wichtiges, das genauso wie der Haushalt, die Arbeit und alles andere seine feste Zeit bekommt.
Viele Menschen sagen, dass sie für dieses oder jenes einfach keine Zeit haben. Das trifft auch auf das Schreiben zu. Doch weißt du was? Man hat die Zeit, man nimmt sie sich vielleicht nur nicht. Versuche einfach einmal, das in deinem Kopf zu ändern. Womöglich kannst du das Schreiben dann so priorisieren, wie du es gerne möchtest.
Bist du auf der Zielgeraden, was die Planung deines Schreibprojekts angeht? Möchtest du dein nächstes Schreibprojekt direkt planen? Dann habe ich hier noch ein paar weitere Tipps für dich!
Ich dachte mir selbst eine Zeitlang, dass ich mir schon merken kann, was ich mir für diese und jene Szene gedacht habe. Oder dass ich das bestimmt im Kopf habe, wie der Charakter aussieht. Spoiler: Ich habe mir eben nicht alles gemerkt und musste kapitelweise nach Informationen suchen, die ich irgendwo im Schreibfluss einmal niedergeschrieben habe.
Seit ich diese Erkenntnis habe und mir selbst eingestehe, dass ich kein perfektes Gedächtnis habe, selbst wenn es um meine eigenen Geschichten geht, geht es mir wesentlich besser. Denn ich schreibe alles auf.
Seien es Karteikarten, Klebezettel oder wirre Auflistungen auf DIN A4-Seiten – die Hauptsache ist, dass du dein Schreibprojekt schriftlich planst. Damit dein Charakter nach Kapitel 10 immer noch die gleiche Augenfarbe hat wie in Kapitel 1, solltest du natürlich eine gewisse Struktur verfolgen.
Schreibende, die bereits zu Beginn ihres Schreibprojekts wissen, wohin ihr roter Faden verläuft, sind klar im Vorteil. Spanne also einen roten Faden vom interessanten und Neugier weckenden Einstieg in den Text über Zwischenteile, die den Leser am Ball behalten, bis hin zum Schluss, der für einen Aha-Moment sorgt, dein Argument unterstreicht oder einen anderen Effekt erzielt.
Bei jedem Hobby gilt es: Umgib dich mit Menschen, die die gleichen Interessen haben wie du. In diesem Fall bedeutet es, dass du dich mit anderen Schreibenden vernetzen solltest. Sie können dir womöglich tolle Tipps geben, die dir dabei helfen, dein eigenes Schreibprojekt zu planen. Vielleicht findest du auch einen Schreib-Buddy für regelmäßige Schreibtreffs, in denen ihr eure Schreibprojekte gemeinsam planen könnt.
Übrigens: Ich bin auch auf Instagram aktiv und versuche gerade, mir eine schreibwütige Community aufzubauen. Schau doch einfach mal bei @schreibenmitpia vorbei und lass einen Follow da, um andere Schreibende zu finden und wertvolle Impulse zu bekommen.
So, wie das Schreiben nicht mit dem eigentlichen Schreiben beginnt, endet die Planung nicht, sobald du das erste Wort geschrieben hast. Betrachte sie vielmehr als kontinuierlichen Prozess. Es hilft, wenn du dir während der Umsetzung deines Schreibprojekts immer wieder die Zeit nimmst, um deinen Plan zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren.
Wenn du dein erstes Schreibprojekt abgeschlossen hast oder dich gerade mitten im Schreibprozess befindest, wirst du sehen, was du falsch gemacht hast. Fehler gehören einfach dazu. Lass dich davon nicht entmutigen, sondern notiere dir einfach, was du beim nächsten Mal besser machen kannst. Davon profitiert dein nächstes Schreibprojekt garantiert.
Die letzten Minuten habe ich auf dich eingeredet, dass du dein Schreibprojekt unbedingt und gründlich planen solltest. Trotzdem sage ich dir jetzt: Du darfst auch Mut zur Lücke haben. Denn manchmal geht es nicht anders. Bevor du gar nicht erst zu schreiben beginnst, da dir noch nicht klar ist, wie das Ende deiner Geschichte aussehen soll – tu es einfach. Vielleicht kommt die zündende Idee tatsächlich erst in den letzten Zügen. (Geschichten entwickeln sich ja bekanntlich von selbst und Charaktere haben ein Eigenleben – habe ich mir sagen lassen.)
Die richtige Planung hilft dir, Schreibprojekte erfolgreich umzusetzen. Als zertifizierte Schreibberaterin kann ich dir einige Tipps und Tricks auf den Weg geben, um deine Schreibprojekte zu planen. Lege dir am besten eine Art „Werkzeugkoffer“ zu, den du immer dann zur Hand nehmen kannst, wenn du ein neues Projekt angehen möchtest. Ich wünsche dir viel Erfolg auf deiner Schreibreise und hoffe, dass du mit diesem Leitfaden deine Schreibprojekte in Zukunft besser planen kannst.