Dass jeder Mensch individuell ist und in seiner Handlungs- und Denkweise besonders ist, dürfte kein Geheimnis sein. Daher ist es nur umso logischer, dass jeder seine ganz eigene Art zu schreiben hat. Man unterteilt Schreibende daher auch in Schreibtypen. Was dir das bringt und wie du herausfinden kannst, welchem Schreibtypen du entsprichst, erfährst du in diesem Artikel.
Was sind Schreibtypen?
Am Anfang steht eine Idee. Und am Ende steht ein Text. Doch das, was zwischendrin passiert, ist absolut spannend und von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Einige schreiben vielleicht direkt drauflos, wenn sie einen Geistesblitz haben. Andere überlegen so lange, bis sie eine vollständige Geschichte in ihrem Kopf haben, ehe sie mit dem Schreiben beginnen.
Die verschiedenen Herangehensweisen geben Hinweise darauf, welchem Schreibtypen eine Person entspricht. Dein Schreibtyp gibt Aufschluss darüber, wie du an einen Text herangehst und wie du Aufgaben wie Recherchieren, Gliedern oder Redigieren erfüllst.
Warum ist es so wichtig, seinen Schreibtypen zu kennen?
Wenn du absolut keine Probleme beim Schreiben hast und die Geschichten geradezu aus deinen Fingern herausfließen, kannst du dich sehr glücklich schätzen. Selbst geübte Schreibende stehen oftmals vor Schreibschwierigkeiten (ugs. Schreibblockaden). Diese können so aussehen, dass man nicht mit dem Schreiben beginnen kann, den roten Faden verliert, kein Ende findet oder den Text einfach nicht überarbeiten kann.
Wenn du jedoch weißt, welchem Schreibtypen du entsprichst, kannst du vielen Schreibschwierigkeiten entgegenwirken. Im besten Fall findest du auf diese Weise eine Strategie, sodass Schreibschwierigkeiten gar nicht erst entstehen.
Jeder Schreibtyp hat ganz eigene Stärken und Schwächen. Wenn du weißt, welcher Schreibtyp du bist, kannst du…
…deine Stärken voll ausnutzen und dein Potenzial ausschöpfen.
…deine Schwächen ausgleichen, damit sie nicht zum Problem werden.
Viele erleben einen regelrechten „Aha“-Effekt, wenn sie erfahren, welchem Schreibtypen sie entsprechen. Einige Arbeitsschritte und individuelle Probleme werden viel klarer, wenn man erst einmal weiß, wo die Ursache liegt.
Zudem können Schreibtypen voneinander lernen. Arbeitsweisen des einen Typs können anderen Personen bei Schreibschwierigkeiten helfen. Deshalb ist übrigens der Austausch mit anderen Schreibenden immer sehr wertvoll. So kann man sich beim Schreibprozess gegenseitig unterstützen.
Ich schätze diese Atmosphäre vor allem in meinen Workshops immer sehr. Dieses Miteinander, das dabei entsteht, ist so motivierend!
Verschiedene Einteilungen der Schreibtypen
Nicht jeder geht bei der Einteilung der Schreibtypen nach dem gleichen Prinzip vor. Bei deinen Recherchen zum Thema „Schreibtypen“ stolperst du daher gewiss noch über andere Konzepte als das, welches ich dir gleich vorstellen werde.
Viele Universitäten, die ein Schreibportal oder Schreibcenter haben, gehen das Thema etwas anders an. Als ich meine Weiterbildung an der TU Darmstadt absolviert habe, bin ich zunächst mit der Unterteilung in 5 Schreibtypen in Berührung gekommen. Das mag der Grund dafür sein, dass ich in meinen Schreibworkshops und -beratungen immer dieses verwende.
Wenn wir uns jedoch beispielsweise die Ansätze in Ulrike Scheuermanns Buch „Schreibdenken“ ansehen, stoßen wir auf eine Einteilung in nur 4 Schreibtypen. Andere gehen noch mehr ins Detail und nennen 10 verschiedene Schreibtypen. Es gibt eine Menge Überschneidungen und doch ein paar Unterschiede.
Eines haben die Einteilungen der Schreibtypen jedoch immer gemeinsam: Schreibende werden anhand ihres Schreibprozesses in Kategorien unterteilt, die es uns ermöglichen, unsere Stärken und Schwächen zu erkennen und den Schreibprozess gezielt zu verbessern.
Welche 5 Schreibtypen gibt es?
Die Einteilung, auf die ich mich beziehe, unterteilt Schreibende in 5 Schreibtypen:
- Abenteurer
- Redakteur
- Stratege
- Puzzler
- Patchworker
Wichtig: Meist bist du nicht zu 100 % dieser oder jener Schreibtyp. Vielmehr ist jeder eine bunte Mischung aus verschiedenen Einflüssen mit einer klaren Tendenz. So kannst du beispielsweise Abenteurer mit ein paar Zügen des Puzzlers sein.
In manchen Fällen variiert der Schreibtyp je nach Schreibprojekt. Als Texterin zum Beispiel schreibe ich für meine Kunden anders, als wenn ich an meinem Roman arbeite oder eine Kurzgeschichte niederschreibe.
Schreibtyp Abenteurer
Der Abenteurer beginnt spontan mit dem Schreiben und schreibt alle seine Gedanken auf. Dieser Schreibtyp schreibt einfach drauflos. Dabei geht er assoziativ vor, bekommt beim Schreiben neue Ideen und entdeckt dabei neue Zusammenhänge. Er lässt sich nicht von einem Plan leiten und achtet beim Schreiben meist noch nicht auf Verständlichkeit und Formulierungen. Erhält erst spät ein Bild davon, wie der Text aussehen wird.
Vorteile
- Text entsteht schnell
- Alle Gedanken kommen unbewertet zu Papier (-> Gedanken gleich in Textform)
- Flow (-> Entstehungentspannteres, glücklicheres Arbeiten)
- frischer Ideen und neuer Einsichten
Nachteile
- Schreiberorientierter Schreibprozess (-> viel Arbeit bis zum leserorientierten Text)
- Überarbeitung dringend notwendig
- Entstehung überflüssiger Textteile
- Gefahr, sich inhaltlich zu verlieren (-> verliert auch oft die Lust am Schreiben)
Schreibtyp Redakteur
Der Redakteur arbeitet mit vielen Ver- und Ausbesserungen. Er setzt an und schreibt ein Stück – vielleicht eine Seite oder nur einen Absatz. Dann geht er an den Anfang zurück und beginnt mit einer Überarbeitung. So arbeitet er sich durch den gesamten Text hindurch. Er schreibt daher keinen kompletten Text in einer Rohfassung, um ihn anschließend zu überarbeiten. Das Überarbeiten ist ein Mittel, sich den Text zu erschließen und zu erschreiben. Der endgültige Text besteht aus vielen Korrekturen der ersten Fassung.
Vorteile
- Kommt leicht ins Schreiben
- Erste Textteile entstehen schnell
- Beschäftigt sich intensiv und genau mit den Inhalten und der Sprache des Textes
- Sobald der ganze Text auf dem Papier steht, ist er vorzeigbar
Nachteile
- Hört mit Überarbeitungen nicht auf (-> Verstrickt sich oft in Kleinigkeiten)
- Traut sich kaum, seinen Text aus den Händen zu geben
- Schnelle Frustration wegen nicht perfecter Formulierungen
- Kommt schwer in einen motivierenden Flow
- Verliert den Text als Ganzes oft aus dem Blick
- Zum Schluss fehlen oft Zeit oder Motivation
Schreibtyp Stratege
Der strategische Schreibtyp verschafft sich zunächst einen Überblick über das Thema und legt ein Ziel bzw. eine Fragestellung fest. Dann lässt er die Ideen in seinem Kopf reifen und erstellt eine Struktur des Textes. Meist entsteht dabei eine Gliederung oder ein Text in Stichpunkten. Beim Schreiben folgt er seiner Struktur und ändert sie im Laufe des Schreibprozesses kaum bis gar nicht.
Vorteile
- Von Beginn an vollen Überblick und behält den Überblick
- Verliert sich selten im Thema oder schweift ab
- Hilfreich bei der Zeitplanung
- Zielgerichtetes Schreiben
Nachteile
- Längerer Schreibprozess
- Probleme, wenn nicht alles bis ins Details geplant ist
- Schwierigkeiten, wenn ihm andere Themen durch den Kopf gehen
- Kein schneller Entwurf möglich
- Wenig aufgeschlossen für neue Ideen
- Schwierigkeiten bei Themen, die so komplex sind, dass ihre Struktur kaum greifbar ist
Schreibtyp Puzzler
Der Puzzler geht nach dem Prinzip “Schreiben ist Umschreiben durch Neuschreiben” vor. Er setzt bei einer Idee an und schreibt dazu eine erste Version. Dann setzt er wieder an der Idee an und eine neue Version entsteht. Dabei werden neue Ideen oft verworfen und neue eingebracht. Zum Schluss wird eine finale Version aus allen vorhandenen Versionen zusammengesetzt.
Vorteile
- Freies und unzensiertes Schreiben
- Beginnt bereits früh mit dem Schreiben
- Gewinnt Kenntnisse und neue Ideen
- Beugt vielen Schreibschwierigkeiten vor
- Betrachtung des Themas aus verschiedenen Blickwinkeln
Nachteile
- Hoher Arbeitsaufwand durch große Textmenge
- Lange Zeit bis zum Resultat
- Schwierige Entscheidung, welche Textteile schlussendlich übernommen werden
- Gefahr, den Überblick zu verlieren
Schreibtyp Patchworker
Der Text eines Patchworkers entsteht durch viele verschiedene Teile. Er arbeitet an verschiedenen Teilen des Textes abwechselnd und unterbricht dafür den Schreibfluss immer wieder, da er oft neue Ideen hat. Daher zerlegt seinen Schreibprozess regelrecht. Die Logik seines Vorgehens kennt nur der Patchworker selbst. Er arbeitet nach dem Lustprinzip: Das, was er jetzt machen will, macht er. Der finale Text wird aus verschiedenen Textteilen zusammengesetzt.
Vorteile
- Gute Laune beim Schreiben -> Arbeitet so, wie er sich gerade fühlt
- Vermeidet Denkblockaden und baut keine Widerstände gegen den Text auf
- Folgt dem eigenen Gedankenprozess
- Kann schnell mit dem Schreiben loslegen
- Probiert viel aus
Nachteile
- Verliert oft den Überblick über das bisher Geschriebene bzw. verliert den Text als Ganzes aus dem Blick
- Inhalte werden oft ausgelassen oder treten doppelt auf
- Schwer einzuschätzen, wie weit er gekommen ist
- Durchdringen eines Themas erfordert viel Zeit und Geduld
- Gefahr, nur an der Oberfläche eines Themas zu bleiben, da er sich nicht tiefer mit einem Sachverhalt auseinandersetzt
Wie finde ich heraus, welchem Schreibtypen ich entspreche?
Fragst du dich nun auch: „Welcher Schreibtyp bin ich?“? Vielleicht hast du bereits eine Ahnung, welcher Schreibtyp du sein könntest, wenn du dir seine Beschreibung durchliest.
Am besten findest du heraus, welchem Schreibtypen du entsprichst, indem du einen Schreibtypentest machst. In einem meiner beiden Schreibworkshops, die ich aktuell über die Volkshochschule Traunstein anbiete, gehört ein solcher Test zum Programm. So finden Teilnehmer heraus, welche Schreibtypen sie sind und wir sehen uns gemeinsam an, wie sich das im Schreibprozess nutzen lässt.
Wusstest du, dass du bei mir auch ein individuelles Schreibcoaching buchen kannst? Am besten machst du den Schreibtypentest bereits davor, sodass wir in den 60 Minuten in Ruhe besprechen können, was das für deinen Schreibprozess bedeutet, welche Probleme entstehen können und wie du dagegen vorgehen kannst.
Welcher Schreibtyp bin ich? Kontaktiere mich gerne für eine Schreibberatung inkl. Schreibtypentest (online oder vor Ort in 83278 Traunstein)!
Fazit
Das Wissen über die verschiedenen Schreibtypen kann helfen, den eigenen Schreibprozess besser kennenzulernen. Da jeder Schreibtyp individuelle Stärken und Schwächen hat, kann dir ein Schreibtypentest dabei helfen, dein eigenes Potenzial zu entfalten. Beachte jedoch, dass du meist nicht nur Schreibtyp A oder B bist, sondern es viele Abstufungen gibt. Daher musst du nicht von jeder Schwäche betroffen sein. Im Zuge eines Schreibworkshops oder Schreibcoachings zeige ich dir als zertifizierte Schreibberaterin gerne, wie du deinen Schreibtypen herausfindest und zu deinem Vorteil nutzen kannst.